Nachdem ich also zwei Tage lang Berlin unsicher gemacht habe (nicht dass es irgendwas verändert hätte, bei den ganzen durchgeknallten Gestalten da fiel ich ohnehin nicht weiter auf) ging es nun mit einem kleinen Umweg zurück nach Hause und anschließend zu Besuch bei den Eltern. Und da gibt es nun wieder einiges zu schwafeln, was vermutlich absolut niemanden interessieren wird…
Ein langgezogener Sprint
Der Umweg von Berlin nach Hause bezieht sich darauf, dass ich einen Zwischenstopp in Frankfurt am Main einlegte. Dort wollte ich die Chance nutzen, einem wunderbaren kleinen Lädchen im Herzen von Europa einen Besuch abzustatten und Klemmbausteinzeugs zu kaufen.
Die Deutsche Bahn bietet da nun ganz interessante Zugverbindungen an, sogenannte Sprinter nämlich. Da fährt ein ICE besonders schnell und mit besonders wenigen Zwischenhalten von Berlin nach Frankfurt. Und sowas kann man ja mal probieren, zumal zum Sparpreis. Der Tag begann also mit einem guten Frühstück, danach gings zum Checkout und weiter zum Bahnhof Friedrichstraße. Laut Plan sollte ich von da zum Hauptbahnhof fahren und dort in den ICE einsteigen. Da mir aber das Gewusel am Hauptbahnhof zu viel gewesen wäre (die Bahnsteige oben sind notorisch zu eng und zu klein, das ist nur in Hamburg noch schlimmer) und der Zug sowieso am Ostbahnhof beginnt fuhr ich also genau da hin.
Dort begrüßten einen dann erstmal unzählige Polizisten mit schwerer Bewaffnung – am Vorabend war in Frankfurt direkt in der Bahnhofshalle ein Mann erschossen worden. Und genau in diese komische Stadt wollte ich nun fahren?!? Nuja. Am Ostbahnhof war jedenfalls nix weiter los, ich organisierte mir noch ein paar Getränke und wartete dann auf den ICE, der da kommen sollte.
Da kam dann auch irgendwann ein komischer grauer Zug in ICE-Form… da sollten sich die Verantwortlichen was schämen und mal bei der SBB in die Lehre gehen. Der Zug kommt frisch aus der Abstellung zur ersten Fahrt des Tages und ist nicht frisch gewaschen – weder innen noch außen. Gut, das ist Meckern auf hohem Niveau, immerhin war er absolut pünktlich und meine Platzreservierung war auch vermerkt. Dass besagte Platzreservierung für einen Fensterplatz galt war natürlich wiederum ein Witz, weil da wo der Sitz ist kein Fenster war. Das ist gerade in der ersten Klasse auch ein Unding. Außerdem war der gesamte Wagen komplett ausreserviert, da komme ich dann gleich noch drauf zu sprechen.
Der Zug startete dann also zu seiner – laut Durchsage der Personals – „Non-Stopp-Fahrt nach Frankfurt“, bevor im gleichen Atemzug der „nächste Halt Berlin Hauptbahnhof“ angekündigt wurde. Am Hauptbahnhof wurde der Wagen dann auch zu etwa einem Drittel gefüllt und weiter gings. Erneute Durchsage und Begrüßung zur „Non-Stopp-Fahrt nach Frankfurt“, diesmal aber „nächster Halt Berlin Spandau„. Bei dem Haltabstand müsste der Zug als nächstes in Rathenow und Stendal halten… Tut er aber tatsächlich nicht, sondern wenn er dann erst einmal Berlin hinter sich gelassen hat, fährt er ohne planmäßigen Halt durch bis Frankfurt. Kein Halt in Wolfsburg (wird eh ständig vergessen), auch nicht in Braunschweig oder Göttingen oder Kassel oder Fulda. Nun ja. Für mich spannend war nun nur noch die tatsächliche Reisestrecke, denn der Zug nutzt dann bis Fulda quasi fast ausschließlich Schnellfahrstrecken, zunächst Richtung Westen über Stendal (bzw. um Stendal drumherum) und Wolfsburg bis nach Lehrte, dann umkurvt er Hannover südöstlich und schwenkt direkt auf die Schnellfahrstrecke Richtung Süden, um dann in Fulda Richtung Frankfurt abzubiegen.
Achja, die Reservierungen… Nachdem wir also in Spandau abgefahren waren, war der Wagen knapp zur Hälfte belegt… Der Rest waren ganz offensichtlich unsichtbare Reisende.
Kurz vor Fulda brummte dann mein Handy und erzählte mir was von einer „prognostizierten Verspätung von 10 min in Frankfurt“. Gut, wen interessiert’s? Kurz darauf brummte es wieder, jetzt wurden 55 min Verspätung prognostiziert – woher auch immer die jetzt kommen sollten, wir rollten ja ziemlich nach Plan durch die Gegend. Nochmal fünf Minuten später hieß es nun „5 min Verspätung prognostiziert“. Hatte sich also möglicherweise nur jemand vertippt und für unnötige Unruhe gesorgt. Aber Prognosen sind ja immer schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.
Pünktlich wie die Eisenbahn (also innerhalb von 6 Minuten Puffer) rollten wir schließlich in Frankfurt ein. Auch dort massenhaft Polizei, was da im Bahnhofsviertel aber auch recht angeraten ist. Frankfurt ist grade in der Gegend ja ein ziemlich heißes Pflaster, zumindest verglichen mit der heilen Welt wo ich sonst so unterwegs bin. Da die Temperaturen auch wieder recht hochsommerlich waren begnügte ich mich damit, die allermeiste Zeit im klimatisierten Hotelzimmer zu verbringen.
Frankfurt kann man sich klemmen
Ich fand dann am frühen Abend lediglich noch heraus, dass man in Frankfurt (das haben sie von Berlin abgeguckt) Wegbier säuft (immerhin Augustiner) und dass es gar nicht so einfach ist, zwischen den ganzen Wolkenkratzern was zu Essen zu organisieren, da waren quasi überall Heerscharen von beschlipsten Hemdträgern unterwegs und feierten sich dafür, den ganzen Tag Akten von links nach rechts und von rechts nach links sortiert zu haben. Alles nicht meine Klientel.
Am nächsten Morgen trabte ich nun mitsamt meinem Koffer nach Sachsenhausen, gelegen auf der südlichen Mainseite. Das ist eine recht gutbürgerliche Wohngegend, und da kann man dann auch ganz heldenhaft Klemmbausteinzubehör erwerben. Ich war auch prompt der zweite Gast und erste Kunde des Morgens (eine Wespe hatte sich noch vor mich gemogelt) – keine fünf Minuten später war mein Koffer etwas voller und meine Brieftasche geringfügig leerer, wie das eben so ist wenn man einkauft. Und plötzlich war hinter mir schon eine Schlange von fünf Leuten, mitten in der Woche (es war Donnerstag).
Ansonsten fand ich Frankfurt jetzt nicht so wahnsinnig spannend, ich zuckelte also mit meinem Koffer zurück zum Hauptbahnhof und stieg in den nächstbesten Zug nach Nürnberg. Dieser war aufgrund von Sperrungen, Ausfällen und sonstigen Missgeschicken recht gut gefüllt, ich hatte Glück noch einen Platz zu kriegen (meine Reservierung wäre im nächsten Zug eine Stunde später gewesen). Der Zug kam mit einer halben Stunde Verspätung in Frankfurt an, fuhr mit einer halben Stunde Verspätung weiter und kam dann auch mit gleicher Verspätung in Nürnberg an.
Von da gurkte ich dann ganz normal mit S-Bahn und Bus nach Hause und konnte mich dann erst einmal so wichtigen Dingen wie Wäsche waschen widmen.
Der Weg zum Griechen immer lohnt
Nach umfangreicher Wascherei und mehrfachem Umpacken des Koffers für die zweite Urlaubswoche ging es am Samstag zu den Eltern. Da lässt man sich clevererweise direkt in Leipzig abholen, weil man mit dem Auto ab da viel schneller und bequemer in die anhaltische Walachei einreitet als mit der Bahn.
Auf dem Plan stand also Elternbesuch und Futtern bei Muttern. Da gab es also Tomatenreissuppe und Streuselkuchen auf Puddingfüllung. Die schlanke Linie hatte da also nix zu melden, das wurde in den Folgetagen abtrainiert. Am Sonntag wurde das Mittagessen gleich mal ausgelassen, weil es abends zum Griechen gehen sollte. Den kann ich nur empfehlen, für lächerliche Preise kann man sich da so dermaßen den Bauch vollschlagen, es ist ein Fest. Allerdings sollte man dann den restlichen Abend außer faul auf dem Sofa liegen nichts mehr vorhaben. Da genau das der Plan war, konnte ich mich der Völlerei hemmungslos hingeben und allerlei gegrilltes Fleisch in verschiedenster Form in mich hineinstopfen. Nachgespült wurde dann mit mehr Ouzo als ich gemeinhin trinke, aber das war da auch absolut notwendig. Der Rest des Abends bestand dann aus Kniffel (souverän zwei Runden gewonnen und dann ebenso souverän total abgekackt) und Netflix.
Und damit endet dieses kurze Kapitel auch schon, denn am Montag ging es weiter mit einer länglichen Reise nach Düsseldorf. Aber das ist dann Thema für einen anderen Eintrag.

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